Deutung der Ortnamen

Rhede, Neurhede, Borsum und Brual 

von Oberstudienrat Gerhard Hilling, Papenburg

1. Rhede

Im Jahre 829 erscheint der einstämmige Orsname als Villa (Dorf) Hretha (mit latinisierter Endung a); 890 in den Formen Hriadi (Lokativg SG.) und Redan (Dativ PL.); ca. 1000 als Redun (Dativ Pl. und Lokativ PL.)

Zur Deutung: althochdeutsch hriot, altsächs. hriot, alt- friesisch hriad, mittelhochdeutsch riet und mittelnieder- deutsch ret bedeuten: Ried oder Schilfrohr; auch mit Schilfrohr bewachsenes Sumpfgelände. Daher ist der Orts- name Rhede zu deuten als (Dorf) beim Ried. Die Deutung       „Ankerplatz“ ist sprachlich nicht möglich.

2. Neurhede

Neurhede ist, wie der Name sagt, eine „Neusiedlung von Rhede“. Dieser Ort wurde im Jahre 1788 als Moorkolonie gegründet, und zwar von 37 Siedlerfamilien aus Rhede, Borsum und Heede, die zur Pfarrei Rhede gehörten. Die Initiative zu dieser Neuansiedlung ging von der Regierung des Fürstbistums Münster aus, die damals acht neue Moorsiedlungen entlang der niederländischen Grenze an- legen ließ.

3. Borsum

Die ältesten Belege des einstämmigen Ortsnamens sind:       891 Bursine (Genitiv SG.), um 1000 Bursina und Brussina    (Enitiv SG.). Der alte Name des Ortes besteht aus drei Teilen: dem Stamm bur- oder bru (mit Umstellung + s- Suffix + der altfriesischen Genitivendung -ine oder -ina) Die heutige Schreibung des Ortsnamens mit der Endung -um ist offenbar auf eine Angleichung an ostfriesische Bezeichnungen wie Jemgum, Ditzum u.a. zurückzuführen (-um in der Bedeutung „Heim“)Doch bei der Deutung des Namens muß man von alten Formen und von Parallelen ausgehen.

Parallelen sind neben anderen Borssum bei Emden. Burs- felde an der Weser und der Name des altsächsischen Gaues an der Vechte: Bursibant = „Moorgau“

Der Stamm bur- oder bru- dürfte „Bruch“ oder „Moor“ be- deuten, und die wörtliche Übersetzung wäre dann: „Des Moores (Besitz)“, oder kurz. „Moorsiedlung“

4. Brual

Der Name des Ortes ist erst spät überliefert: 1345 als Burwall (mit fehlerhafter Schreibung); 1463 als Burwale   (Dativ SG.); heute sprechen die Einwohner des Dorfes von Bruwale (mit Umstellung und langem a).

Zur Deutung: Der zweistämmige Ortsname besteht aus dem Bestimmungsort bur- oder bru- = „Bruch“ oder „Moor“ und aus dem Grundwort wal (mit langem a); dieses ist gleich- deutend mit dem mittelniederländischen Wort waa oder     wael = „tiefer Kolk“. Der Ortsname Brual ist daher so zu deuten: „Siedlung beim tiefen Moorkolk“.